24.03.2013Die Luft ist raus bei Neustadts Damen

Es war beinahe das Abbild der gesamten, vor dem Ende stehenden Drittligasaison. Die Körpersprache vor dem Anpfiff und beim Spielbeginn zeigte einmal mehr den Unterschied. Der Viertligist und Gastgeber war heiß auf die Partie und den gut bekannten Gegner. Die Marienbergerinnen waren top eingestellt und gingen heiß in die Pokalpartie. Aus den schon vorangegangenen Testspielen miteinander wussten sie die richtigen Mittel einzusetzen. Anders die Gäste vom HC Sachsen. Sie blieben über 60 Minuten in Gesamtheit ihre Drittligatauglichkeit schuldig. Nicht, dass die Gastgeberinnen sich als Übermannschaft präsentierten, aber mit Herz sorgten sie für die kleine Überraschung. Selbst Teamchef Uli Sturm war völlig unzufrieden: „Der Einzug ins Finale wäre ein Bonus für die verkorkste Saison gewesen. Aber Glückwunsch an Marienberg. Unsere Vorstellung war eines HC Sachsen-Teams unwürdig. Bestes Beispiel war eine Situation, als drei unserer Mannschaft zusehen, wie sich eine Spielerin der Gastgeber den abgelegten Ball nahm und zum Tor lief und einnetzte. Die Damen müssen sich schon Gedanken machen, ob man so spielen darf. Ausgenommen davon sind die Torhüterinnen, vor allem Anne Naumann. Die hielt gleich einige Bälle, als sie hereinkam, wurde dann aber allein gelassen. Und Jenny Kolewa kann kaum allein Handball spielen, wenn die anderen nicht dabei zu sein scheinen. Bis zum Ende kämpfend, konnte sie nicht alles allein leisten. Ansonsten fehlen mir die Worte. Der Gegner spielte härter und wir hatten meist das Nachsehen. Wir waren einfach nicht aggressiv genug.“ Für die nur noch wenigen mitgereisten Fans war diese Partie eine Zumutung. Auch nicht zu den Reichsten der Gesellschaft gehörend, nehmen sie immer wieder vieles auf sich, um dann derart enttäuscht zu werden.

Neustadt kommt zu keiner Zeit richtig ins Spiel

Das kann sich schon die Frage gestellt werden, für wen hier gespielt wird. Auch dem Vorstand dürfte das nicht egal sein. Vom Anpfiff weg lagen die Gäste im Hintertreffen. Remis zum 1:1 und 2:2 waren nur Anfangsgeplänkel. Dann baute der HSV den Vorsprung sukzessive aus. Diesmal war selbst die Abwehr ein Torso, wurde von der stämmigen Marienberger Kreisläuferin genarrt, trotz langsamer Bewegungen wie auf einem Bierdeckel. Mit Lucie Hribova, einer Neustädter Ehemaligen ging es ihnen ähnlich. In ihrem wohl intensivsten und besten Saisonspiel – war in ihrer Liga in der Serie oft fast ein Ausfall – machte mit dem HC Sachsen, was sie wollte. Ergebnis dessen waren ihre sieben Tore und viele entscheidende Aktionen. Bis zur Halbzeit war der Gegner bis auf sieben Tore weggezogen. Diesen Vorsprung konnte der bis zum Schluss beinahe unbehelligt über die Zeit retten. Es schien dass der eher durch eigene Fehler aufs Spiel gesetzt würde als durch die Gegenwehr der Gäste. Ohne Struktur lief der seine Angriffe an, schloss immer wieder viel zu früh ab und jede spielte für sich allein. Das konnte nicht gut gehen und das Markenzeichen des HC Sachsen sein. Schon vor dem Abpfiff feierten die Gastgeber und nachher fast überschwänglich. Dabei wurden die Gäste zusätzlich gedemütigt. Einzig positiv zu erwähnen ist die Haltung von Anne Naumann. Die ging, das Spiel war lange gelaufen, zu Marienbergs Team und Trainer Süßmilch, um nochmals zu gratulieren. Der nahm sie tröstend in die Arme. Alle anderen saßen mit gesenkten Häuptern verstreut auf der Platte und waren dann schnell verschwunden. Trainerin Daniela Filip war ebenfalls echt niedergeschlagen: „Das ganze Spiel betrachtet, waren schon in der Pause die Köpfe unten. Der Gegner bewies Willensstärke und wollte das Spiel gewinnen. Kritikwürdig sind die vielen technischen Fehler und deprimierend war unsere Rückzugsweise. Es nutzt keine Taktik, wenn nicht zusammengespielt und gekämpft wird.“ Ihr Gegenüber Stefan Süßmilch dagegen war happy: „Das war enttäuschend für dritte Liga. Wir selber hatten einen Lauf und haben uns vor eigenem Publikum gesteigert. Für uns war das ein riesen Erfolg.“ So wurde ein abermaliges Endspiel im Landespokal gegen Oschatz verpasst. Nun bleibt nur zu hoffen, dass sich die Neustädterinnen noch einmal aus dem Tal herausziehen und die letzten Punktspiele mit größtem Willen angehen, um zu beweisen, dass es besser geht. Eine Chance, für die nächste Saison in der Oberliga ein Zeichen zu setzen, wurde vertan. Nun sollte das in den Punktekämpfen korrigiert und Wiedergutmachung betrieben werden. Selbst die Chance auf den Klassenerhalt ist noch nicht ganz außer Reichweite. Für die nächste Serie wäre das der erste Lichtblick.


HC Sachsen spielte mit:
Wiekiera, Naumann; Schmidt, Kolewa (4/2), Cembranos Bruzon (7/1), Möller Jensen (2), Wiele (4), Emmrich, Günther (2) und Tvrdonova (5).

Eberhard Neumann