25.09.2017Die Neustädter Frauen verlieren nicht nur ein Spiel

So hatte sich keiner den Ausflug ins Gebirge vorgestellt. Nicht nur Trainer Bernd Berthold war über die gezeigte Leistung seiner Damen enttäuscht. Auch diese selbst standen bedröppelt nach dem Spiel da. Keine konnte sich den einem Blackout gleich kommenden Spielverlauf der zweiten Hälfte erklären. Berthold fasste sich am ehesten und meinte: „Ich war selbst baff, dass uns das passieren könnte. Das war am Ende eine katastrophale Leistung in Abwehr und Angriff. Die zweite Halbzeit war total verkorkst. Da haben wir einfach zu hektisch angefangen, nicht mit Ruhe durchgespielt und sind nicht wie gewohnt über die Breite gekommen. Unsere starke Abwehr war nicht mehr vorhanden, wir waren zu unkonzentriert, übernervös und nicht entschlossen genug.“ Damit wollte er es auch bei der Spielkritik belassen. Immerhin hatten seine Damen die Partie gut begonnen. In der Anfangsphase führten sie bereits bei 0:3, kamen über 1:4 und 3:5 zu einem verträglichen 14:12 zur Halbzeit. Danach war unerklärlicher weise all das Positive weg. Allerdings bestanden schon vor dem Wechsel Möglichkeiten zu einem besseren Spielstand. Mit einigen Fehlwürfen und auch da manchem technischen Fehler wurde der Gegner aufgebaut. Gefühlte frei vergebene 15 Fehlwürfe konnten dem Spiel bei Torerfolg eine andere Richtung geben. So aber war in Halbzeit zwei schon nach 38 Minuten der Drops gelutscht. Der Gastgeber war bereits sieben Tore weg und die folgerichtige Auszeit und die danach brachten keine Änderung mehr. „Es gelang einfach nicht, den negativen Rhythmus zu beleben“, so Berthold. Neustadt versuchte alles, so die Abwehrvarianten 6:0 oder 4:2. Die fruchteten ebenso wenig wie die Doppeldeckung auf die Werferinnen Dresel und Kodajova. Es war einfach Sand im Getriebe und der ließ sich bei herunter gehenden Köpfen dann nicht mehr entfernen. Lediglich Tabea Drews ließ sich wenig beeindrucken und nutzte ihr Leistungsvermögen zu immerhin acht Treffern. Dagegen war diesmal Martina Wiele ziemlich glücklos. Bei ihren meist gut angesetzten Würfen, standen zu oft Latte und Pfosten im Wege. Beim nächsten Mal läuft’s sicher wieder mit weniger Pech besser. Alle anderen verließ wohl der Mut, um dem Gastgeber stärker Paroli bieten zu können. Am Wollen lag es bei keiner. Zudem fehlten Berthold mit Alicia Bräuer und Sophie Bein Aktivposten in der Abwehr. So landeten mit 36 Gegentoren zu viele im HCS-Kasten. Auch die zuvor gezeigten spielerischen Ansätze und herausgespielten Sachen waren da, aber die mündeten zu oft in einfachen technischen Fehlern. Was bleibt, sind weiter harte Arbeit und Zielstrebigkeit, um über längere Zeit stabile Leistungen auf die Platte zu bringen. Alle gemeinsam müssen sich auch künftig daran gewöhnen, dass es keine Selbstläufer und keine Geschenke der anderen gibt. Rückschläge sollen den Lernprozess vorantreiben und werden über kurz oder lang ähnliche Cleverness wie bei Marienberg bringen. Die bauten ihren Frust von Pleiten in Heidenau und Dresden jeweils mit klaren Siegen in den folgenden Partien ab. Leidtragend war diesmal der HC Sachsen. Der hat nun wie die anderen 14 Tage Zeit, sich neu zu motivieren und nach vorn zu blicken. Der Coach, der seinen Damen weiter volles Vertrauen schenkt, hatte wenigstens mit dem Sieg der zweiten Mannschaft am Wochenende ein Erfolgserlebnis. Die holte sich einen 28:15-Auswärtssieg bei TSV Bühlau und bleibt ungeschlagen.

HC Sachsen spielte mit: Wiekiera, Grünberger; Wiele (3), Müller, Eckhardt (4), S. Bein (1), Emmrich (3), Drews (8), T. Martin (3), T. Bein (1) und Pietsch.

Eberhard Neumann