20.01.2013Mit dem ersten Auswärtssieg die rote Laterne ausgeblasen

Langsam wird es Zeit für die Frauen von Trainerin Daniela Filip, die Ränge im Keller zu verlassen. Umso länger sie dort verweilen, umso schwerer wird es, dem Abstieg zu entrinnen. Am vergangenen Wochenende spielten erst einmal alle anderen für die Sächsinnen und die taten das Ihre, um ihre Chancen selbst zu nutzen. Mit dem ersten Auswärtssieg der Saison konnte gleichzeitig die rote Laterne an die jungen Frankfurterinnen weitergereicht werden. Nun soll sie dort so lange als möglich verbleiben. Die Neustädterinnen haben keinen Bock mehr darauf. Sie haben am letzen Sonnabend den „ersten Schritt von elf weiteren dafür getan, dem Abstieg noch zu entkommen“, meinte ein gelöst wirkender Teamchef Uli Sturm. Damit meinte er die kommenden noch offenen zehn Vergleiche und insgesamt zu holende 20 Punkte. Mit dem 24:21-Erfolg wurde zwar der Grundstein für die beginnende Aufholjagd gelegt, das hat aber noch einen kleinen faden Beigeschmack. Sollten die Neustadt-Frauen am Saisonende mit dem jetzt auf dem ersten offiziellen Nichtabstiegsplatz liegenden TSC punktgleich sein, dann würde der Drei-Tore-Vorsprung nicht reichen. Im direkten Vergleich der beiden Teams fehlen dann weitere fünf Tore, denn das Hinspiel wurde mit 17:24 verloren. Aber egal, es muss ohnehin von Spiel zu Spiel gedacht und gespielt werden. Dabei sollen so viele Punkte als möglich eingefahren werden. Wenn Berlin nun der Beginn einer Serie gewesen ist, dann ist schon viel gewonnen. Auch wenn es sonst so schön heißt – ohne Dampf kein Kampf – so wollte sich die Trainerin darauf nicht verlassen. Ob mit dem bis nach jedem Spiel verpönten Genuss von Glimmstängeln der zündende Funke kam, ist unergründlich. Jedenfalls reichte das, die Flamme in der roten Lampe für den HC Sachsen zum Verlöschen zu bringen. Wenigstens war dafür kein Feuer mehr vorhanden, das wurde dann auf dem Parkett entfacht. Ehe es soweit war, den Sieg zu bejubeln, hatten die Kolewa und Co. ein hartes Stück Arbeit vor sich. Das Spiel war zwar immer fair, aber durchgängig recht hart. Die meisten werden noch in den nächsten Tagen zu tun haben, die Blessuren zu kurieren. Sturm war über den Kampfgeist zumindest des Lobes voll: „Alle haben gut zusammen gestanden und das Miteinander war in Ordnung. Wir haben erfolgreich versucht, den TSC nie zu weit weg zu lassen. So geht der Sieg voll in Ordnung. Wenn wir die Klasse halten wollen, dann gab es keine andere Möglichkeit als beim TSC zu beginnen. Alles andere wird noch schwer genug.“ Die erste Halbzeit verlief bei wechselnder Führung dementsprechend eng. Kurz vor der Pause wurde sogar noch der Ausgleich vergeben. 48 Sekunden vor dem Abpfiff hatte Berlin noch einen Strafwurf vergeben, während im folgenden Angriff dem HC Sachsen das nächste Tor ebenfalls versagt blieb. Nicht nur bis dahin hatte die Torfrau Katarzyna Wiekiera den nötigen Rückhalt geboten und ihr Team mit ihren Paraden im Spiel gehalten. Eine weitere auffällige Akteurin im HC-Trikot war über 60 Minuten die unverwüstliche Jenny Kolewa. Im 5:1 auf der Spitze die gegnerischen Angriffe störend, setzte sie vorn vornehmlich am Kreis die Akzente. Mit elf Treffern, davon zwei Strafwürfe, war sie die Torhungrigste aller Spielerinnen auf der Platte. Mit sechs Toren aus dem Feld heraus kam ihr da mit Rebeca Cembranos Bruzon auch eine aus dem eigenen Team noch am nächsten. Trotzdem wurden für einen möglichen höheren Sieg noch zu viele weitere Chancen liegen gelassen, darunter auch drei Siebenmeter. Doch auch die Gastgeberinnen vergaben zwei Möglichkeiten vom Punkt. Bruzon bestätigte ihre Erfahrung und die vorhandenen Reserven vor allem in der Schlussphase des Spiels. In der Entscheidung ab der 54. Minute machte sie die wichtigen 21., 22. und 24. Treffer des HC Sachsen. Zwar taten sich die Genannten drei insgesamt etwas hervor, aber ohne die anderen wäre der Sieg nicht möglich gewesen. Die gingen alle an ihre Grenzen und halfen mit, die zwei Zähler einzufahren. So hielt vor allem auch Dominika Tvrdonova den Kopf oben, obwohl gerade sie viel einstecken musste. Gut auch, dass die Gastgeberinnen nicht besonders schnell spielten und die immer noch zu vielen HCS-Fehler nicht effektiver nutzten. Sie kamen den Gästen da auch etwas entgegen, was deren Trainerin, die Altinternationale Kristina Richter, nicht verstehen konnte. Auch sie konnte die beste Phase der Neustädterinnen zwischen der 47. und 54. Minute nicht verhindern. Da drehten die Gästedamen das Spiel vom 17:15 mit sechs Treffern zu ihren Gunsten vorentscheidend. Anstatt zum Lauf ansetzen zu können werden die schon wieder gebremst. In der kommenden Woche ist für sie Spielpause. Die soll wenigstens für ein weiteres Testspiel genutzt werden, ehe es am 2. Februar nach Altlandsberg zu einem weiteren direkten Konkurrenten geht.

HC Sachsen spielte mit: Wiekiera, Naumann; Wiele, Prenzel (1), Eckhardt, Günther, Kolewa (11/2), Möller Jensen (3), Cembranos Bruzon (6), Zimmermann und Tvrdonova (3).

Eberhard Neumann