22.04.2013Last but not least

Am vergangenen Sonntag stand das letzte Punktspiel der Nachmeistersaison auf dem Plan. Als Gegner war die dritte Herrenriege aus Klotzsche nach Neustadt ins, wie ein Immobilienmakler sagen würde, sonnendurchflutete Sportforum gereist. Da wir das Hinspiel in Dresden kläglich verloren und bei einer neuerlichen Niederlage sogar der 6. Tabellenplatz drohte, hatten wir alle verfügbaren Kräfte "mobilisiert" (abgeleitet von "Mobilat", was ein jeder Handballer über 30 kennen sollte). Insgsamt konnten wir zehn Mannen aufbieten - unter ihnen sogar ein hauptamtlicher Schiedsrichter. Bereits diese Tatsache wird dem geneigten Leser unsere Not transparent machen. (Ich rechne für diese Zeilen mit heftigen Protesten von Lars!) Ein besonderer Dank geht in diesem Zusammenhang auch an unseren neuen Personalsponsor, die Firma Erd- und Landschaftsbau Michael Stephan, deren sportbegeisterter Chef seinem besten Mitarbeiter, der in seinen jungen Jahren mal hobbymäßig Handball spielte, extra für das Saisonfinale der M3 eine Spielerlaubnis ausstellte. Dank dieser großzügigen Geste stand also auch Stefan Große, alias "Hose", pünktlich zum Aufwärmen auf dem Parkett.

Hose sollte uns entsprechend dem Motto seines Arbeitgebers den Weg zum Sieg "pflastern". Ronny und der Verfasser dieser Zeilen konnten dem Team leider nur, aber eben immerhin als Teamchefs zur Seite stehen. Während der extensiven Aufwärmprozedur unserer Bestager schmiedeten die Coaches (nicht zu verwechseln mit fahrbaren Untersätzen für Handballmannschaften!) einen geheimen Plan. Nach kurzer Diskussion (Ronny befand es zunächst als zu gewagt!) waren die Würfel zugunsten des im folgenden haarklein beschriebenen und wie ich finde, genialen Konzepts gefallen: Unser Team sollte auf Sieg spielen! Als ich kurz vor Anpfiff diese ausgeklügelte taktische Marschroute verkündete, schaute ich zunächst in geschockte Gesichter. So etwas hatte bisher niemand von der M3 verlangt. Noch ein wenig verstört, ob dieser völlig neuen Anforderungen verschliefen wir den Start des Spiels gründlich. Der Gegner zog auf und davon und ehe wir uns versehen konnten, stand es bereits 0:2. Die Trainerriege zeigte sich kurz verunsichert - hatten wir zuviel verlangt? Bei genauer Analyse der Anfangsphase zeigte sich allerdings, dass ein Ball des Gegners unserem Keeper unglücklich über den Schlappen rutschte und wir bereits drei Großchancen vergeben hatten. Das Konzept war also nicht schuld. Ich ließ die grüne Karte also wieder auf die Bank zurückfallen und kaute weiter an meinen Nägeln.

In der Folge zeigte sich, dass die Herren doch verstanden hatten, was Ronny und ich ihnen vor dem Anpfiff eintrichterten. Die M3 warf drei Tore in Folge bis wir dem Gegner wieder ein Erfolgserlebnis gönnten. Beim Stand von 3:3 war es dann offenkundig allen klar geworden, wie es gehen könnte. In der Abwehr rührten wir sprichwörtlichen Beton an. Von diesem Augenblick an sollten wir den gefährlichsten Klotzscher Werfer (Halblinks) gut im Griff haben. Gegen die übrigen Gegenspieler stand von nun an die 6:0-Abwehrformation, so dass Distanzwürfe eine dankbare Angelegenheit für Carly wurden, der an diesem Tag wieder zu altbekannter Stärke fand. Mit diesem Rückhalt war es nur eine Frage der Zeit, bis wir auch im Angriff effektiver werden sollten. Wir erzielten sage und schreibe 7 Tore in Folge und führten 10:3. Halbzeit war beim 12:5. Aber auch solche Führungen wurden im Sportforum schon vergeigt. Trotzdem ist kritisch anzumerken, dass die Chancenverwertung noch nicht optimal war. Wir verwarfen in Halbzeit 1 einige freie Chancen und es gelang nicht, unsere Schnelligkeitsvorteile durch Konter in einfache Tore umzumünzen. Insbesondere beim Gegenstoß stimmten entweder Passqualität oder fängerisches Talent nicht immer. Steffen rannte sich zwar die Lunge aus dem Hals, aber ob der zuvor beschriebenen Defizite waren diese Bemühungen leider nicht in der notwendigen Vielzahl von Erfolg gekrönt.

Da frühe und hohe Führungen immer das Risiko in sich bergen, dass beim Führenden der Schlendrian einkehrt und der Gegner sich in eine Aufholjagt hineinsteigert, war weiterhin Konzentration gefragt. An diesem Tag sollte aber kein Einbruch folgen. Die Abwehr stand weiterhin bombensicher und wir konnten den Vorsprung ausbauen. Gleich zu Beginn der zweiten Hälfte konnten wir einen Zehn-Tore-Vorsprung herausspielen. Nun gelangen auch einige leichte Kontertore, die dem Gegner an diesem Tag wohl sprichwörtlich den Zahn zogen. Vom Zwischenstand von 16:6 konnten wir den Vorsprung weiter bis zum 24:9 ausbauen. In der zweiten Halbzeit musste dann auch noch der Klotzscher Torwart das Feld verlassen. Wer jetzt an eine Zeitstrafe denkt, liegt falsch. Nachdem der gegnerische Keeper in der ersten und auch Anfang der zweiten Hälfte noch mit erstaunlichen Paraden den Rückstand in den beschriebenen Grenzen hielt, ließen ihn seine Mannschaftskameraden mehr und mehr im Stich. Als dann nach einer Parade eines freien Wurfes das Spielobjekt gleich zweimal zu unseren Angreifern zurückkehren durfte, ohne das ein Klotzscher etwas dagegen hatte, und wir beim dritten Versuch doch noch ein Tor erzielten, war das offenbar an diesem Tag zuviel für den gegnerischen Torwächter. Das Spiel verlief anschließend in den eingeschlagenen Bahnen bis zum Schluss und endete mit 30:13. Wir hatten an diesem Tag einiges richtig gemacht. Die Abwehr stand wirklich ordentlich und Carly hat sicher seinen persönlichen Gegentorrekord gebrochen. Aber die Klotzscher haben sich ob des frühen Rückstandes dann auch unter Wert geschlagen gegeben. Weiterhin positiv zu erwähnen ist, dass sich die Last des Torewerfens auf auffällig viele Schultern verteilte: Dirk 6, Steffen 2, Zucker 4, Hose 5, Jan 4 und unser hauptamtlicher Schiedsrichter erzielte sage und schreibe 8 Tore. Für die M3 war es jedenfalls noch ein versöhnlicher Saisonausklang, der Lust auf weitere sportliche Betätigung macht.