27.01.2013Unsportlicher Samstag

Dieser Spielbericht beginnt ausnahmsweise einmal nach dem Spiel. Ich sitze in der Kabine und schaue in leere Gesichter. Die von Dirk dankenswerter Weise spendierten Getränke wollen nicht so richtig munden. Zaghafte Erklärungsversuche: "Die Schiris waren schuld. Wir haben klarste Chancen vergeben. Wir haben kein Angriffsspiel." Die Meinungen gingen auseinander. "So müssen sich Niederlagen anfühlen." denke ich mir, nippe an einer grünlichen Flasche und ärgere mich. Was war passiert? Rückblende: Der Sonnenstein, der seinem Namen alle Ehre machte, war an diesem Samstag Austragungsort unseres Auswärtspieles gegen die Mannschaft vom ESV LOK Pirna III. Bereits der Empfang war eisig; dies aber nur wegen der Minusgrade. Bei der Erwärmung fielen uns einige neue, wenn auch nicht jugendliche Gesichter beim Gegner auf. Weil wieder mal keine neutralen Schiedsrichter angereist waren, fragte der Gastgeber an, ob wir mit einem Schiedsrichterduo bestehend aus einem Akteur der II. Mannschaft der Gastgeber und einem Schieri aus Bielatal einverstanden wären. Wir stimmten zu und das Spiel begann mit einem Erfolg für uns: Wir gewannen die Seitenwahl. Der Gegner revanchierte sich und erzielte aus dem erstmaligen Ballbesitz auch das erste Tor.

Wie zuvor schon erwähnt hatte sich der Gegner verstärkt und stellte im Vergleich zu unserer Truppe im Schnitt größere und schwerere (auch wenn ihr´s nicht glauben wollt) Spieler auf die Platte. Die waren naturgemäß nicht ganz so spritzig. Klar war also, dass wir versuchen mussten, leichte Tore im schnellen Umkehrspiel zu erzielen. Ganz am Anfang der Partie gelang dies auch. Wir glichen aus und gingen in Führung - 1:2. Der Gegner legte nach - 4:2. Im Weiteren Spielverlauf konnte keine der beiden Mannschaften mit mehr als zwei Toren in Führung gehen. Hier begann aber bereits das Dilemma. Wir konnten zwar immer wieder durch gute Deckungsarbeit und Reaktionen unseres Torhüters den Ball in der Abwehr gewinnen. Allerdings spielten wir die Gegenstöße nicht konsequent zu Ende. So verwarfen wir nach guter Ballstafette frei vom Kreis und schlossen einen Gegenstoß frei vor dem gegnerischen Tor aus 11 Metern (erfolglos) ab, statt bis zum Wurfkreis zu laufen und einzunetzen. Einige Gegenstöße wurden auch von rüden gegnerischen Attacken unterbrochen, die den Schieris aber lediglich gelbe Karten wert waren. Schade, dass die Schieris diese Härte der Gegner zum Schutze der Gesundheit der Spieler nicht konsequenter bestraften.

Auf der Gegenseite ließen die Unparteiischen immer wieder zu, dass der mindestens 120 kg gewichtige Halblinke der Pirnaer mit der Schulter voran in unsere Abwehrspieler rannte und Tore erzielte. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass einmal eine solche Aktion als Stürmerfoul geahndet wurde. Unter diesen Voraussetzungen entwicklelte sich das Spiel über die Zwischenstände 5:5, 8:8 und 10:10 bis zum Halbzeitresultat von 12:11. In der Pause gab ich die optimistische Parole aus "Der Gegner ist platt. In der zweiten Hälfte müssen wir sie überrennen!" Gesagt, getan. Wir hatten Anwurf und nach einer kurzen Passfolge hielt ein gegnerischer Abwehrspieler den Ball in der Hand, den wir ihm trefflich zugespielt hatten. Die Pirnaer bedankten sich artig und erzielten auch in der zweiten Hälfte den ersten Treffer. 13:11. Was die zählbaren Erfolge, sprich Tore, anbetrifft entwickelte sich in der Folge in sehr ausgeglichenes Spiel. Die Zwischenstände lauteten u.a. 13:13, 14:14, 15:15, 16:16, 17:17. Das Spiel selbst wurde allerdings immer (zurückhaltend formuliert) fahriger. Die Pirnaer kassierten in der zweiten Hälfte insgesamt 6 Zeitstrafen. Und damit waren sie gut bedient, um nicht den Begriff "bevorteilt" zu verwenden. Natürlich griffen auch wir in der Abwehr nun beherzter zu, da die Unparteiischen das Wort "Stürmerfoul" nicht kannten und wir uns natürlich nicht immer wie Kegel beiseite räumen lassen wollten. Wenn allerdings ein Schlag ins Gesicht des in eine Zweimeterlücke stoßenden Angreifers, wohlgemerkt als einziger Körperkontakt zwischen Abwehrspieler und unserem Angreifer, den Pfeifern lediglich eine zwei Minutenstrafe wert war, so war das schon sehr großzügig. Für solche Aktionen kann man schon mal eine rote Karte zücken. Taten die Spielleiter aber nicht. Auch als der Pirnaer Spieler mit der Trikotnummer, die auch Maradona trug, am Anfang der zweiten Hälfte erstmals mit einem Revanchefoul und anschließender verbaler Beleidigung unseres Spielers glänzte, blieben die Pfeifen still. Sowas kann man schon mal übersehen. Verhehlen will ich allerdings nicht, dass wir auch in der zweiten Halbzeit mit schludriger Chancenverwertung und unvorbereiteten Würfen glänzten. Mancher gab nach dem Spiel zu, von der Härte der Pirnaer beeindruckt gewesen zu sein und deshalb lieber einen schlechteren Wurfwinkel in Kauf genommen zu haben, statt zu dessen Verbesserung den Körperkontakt zum Abwehrspieler zu riskieren. Zudem vergaben wir 4 (in Worten: V I E R!) Strafwürfe! Diesen Defiziten hatten es die Pirnaer zu verdanken, dass sie nicht schon früher aus dem Spiel waren.

Trotzdem führten wie kurz vor Schluss 18:20. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass der oben bereits gewürdigte Pirnaer in der 57. Minute erneut ein Revanchefolul beging, welches die Schieris nicht mehr ignorieren konnten und eine Zeitstrafe, statt der vom Regelwerk vorgesehenen Disqualifikation, aussprachen. Darüber empörte sich der Bestrafte derart (und ich glaube, er beleidigte auch Gunter noch), dass sich die Unparteiischen zu einer Verdopplung der dem Hitzkopf schon verordneten Auszeit gezwungen sahen. Angemerkt sei noch, dass der Pirnaer auch nach den jeweils spielunterbrechenden Pfiffen der Schieris nicht zu einem angemessenen Umgang unter Sportlern zurückfand oder -finden wollte und ich mir an dieser Stelle vornahm, eine Änderung der Handballregeln anzuregen, damit solche Zeitgenossen zum Schutz der Gesellschaft in Sicherungsverwahrung genommen werden können. Danach fiel den Schiedsrichtern wohl auch noch auf, dass die Pirnaer in Unterzahl zu Ende hätten spielen müssen und verhängten nach 58:05 Minuten noch ein Zeitstrafe gegen uns. Fairness muss sein, werden sie sich gedacht haben. Der Gegner erzielte das 19:20. Wir hatten den Ball und mussten noch eine Minute durchhalten. Wir blieben aber unserer Linie treu ... und erzielten kein Tor. Die Pirnaer hatten noch eine Chance zum Ausgleich. 3 Sekunden vor Schluss erhielten sie noch einen Freiwurf zugesprochen ... und konnten ihn zu einem Tor verwandeln. Ende! Aus! 20:20 - ein Ergebnis, das sich wie eine Niederlage anfühlt!