19.03.2018Den Tabellenführer und Favoriten voll gefordert und doch verloren.

Sie hatten sich für dieses schwere Auswärtsspiel viel vorgenommen und wollten den Spitzenreiter der Liga nicht nur ärgern, sondern beide Punkte mitnehmen. Ein ehrenwertes und optimistisches Unterfangen war das schon, aber sicher nicht unrealistisch. Auch wenn die Gastgeberinnen als sehr heimstark gelten, so sind sie in ihrer Stadthalle doch auch verwundbar. Fast alle Heimspiele wurden klar gewonnen. Nur gegen den starken Tabellenzweiten Marienberg gab es die einzige 22:26-Pleite und gegen den vierten Plauen-Oberlosa ein 22:22-Remis. Knapp ging es auch bei den Siegen gegen Rückmarsdorf (27:24), Chemnitz II (28:27) und Heidenau (33:31) zu. Da wollten die Frauen von Coach Bernd Berthold anknüpfen. Und wie sie das taten, ließ die meist sieggewohnten Fans staunen und am Ende sogar applaudieren. Auch der eigene Trainer war voll des Lobes für sein Team, das sich diesen Namen wirklich einmal mehr verdiente. So meinte Berthold danach euphorisch: „Das war eine der bisher besten Leistungen der Saison. Beim Tabellenersten gab es ein Duell auf Augenhöhe. In der ersten Halbzeit führten wir schon mal mit 11:7 bei super Spiel und Struktur in der gesamten Breite. Die Abwehr stand ganz solide und Katarzyna Wiekiera wuchs über sich hinaus. Erst bei unserer Unterzahl kurz vor der Pause kam Döbeln vom 10:11 wieder zum 12:12-Ausgleich. Dabei erhielt die bis dahin überragende Tabea Drews die für mich und viele andere unberechtigte rote Karte, was der Knackpunkt im Spiel war. Die drei da noch verbliebenen Feldspielerinnen machten ihre Sache in der Unterzahl super. Sie machten das Zentrum zu und ließen die Außen werfen und da stand noch Katarzyna. Wieder vollzählig, zogen wir nach der Pause unser Spiel wie zuvor auf.“ Die Gäste setzten sich innerhalb von fünf Minuten wieder zum 12:15 ab. Die Gastgeber hatten mächtig zu kämpfen, um zu remisieren und danach bis zum 17:18 immer noch mit einem Tor in Rückstand zu geraten. In der Folgezeit bauten die HCS-Damen ihre Führung wieder auf drei Tore Differenz zum 17:20 aus. Dann folgte ein kleiner Einbruch und die Gastgeberinnen wendeten erstmals für kurze Zeit wieder das Blatt. Nach dem 21:20 holten die Neustädterinnen nochmals die Führung zurück. In der Schlussphase fehlte dann das Glück, zumindest einen Punktgewinn zu machen. Hatte die souveräne Siebenmeter-Werferin Maren Emmrich gerade noch in der 58. Minute per Strafwurf den Ausgleich erzielt, so musste sie kurz darauf durch Zeitstrafe das Restspiel von der Bank ansehen. Nach dem Führungstor der Stiefelstädterinnen war auch noch genügend Zeit für einen abermals möglichen Ausgleich. In der Auszeit, 50 Sekunden vor dem Ende, schwor Berthold das Team noch einmal darauf ein. Kurz vor dem Abpfiff wurde eine Neustädterin aus dem Block durch eine Döbelnerin von hinten nach vorn auf die anlaufende Martina Wiele gestoßen, so dass beide zu Boden gingen. Der Pfiff blieb aus und Döbeln lief den Angriff zum 25:23. Daraufhin war Berthold begreiflicherweise sauer: „Das musste man sehen und ahnden. Das war für mich die zweite spielentscheidende Situation, die gravierend gegen uns lief. Schade drum, so stehen wir wieder mit leeren Händen da. Meinem Team kann ich nichts vorwerfen, alle haben toll gespielt. Ich bin stolz auf meine Mannschaft, die sich hier super präsentiert hat. Auch von Döbelner Seite gab es viel Lob. Die Gastgeber waren froh, gewonnen zu haben, aber die heute bessere Mannschaft hat verloren. So gegen den Ersten zu spielen, ist in Ordnung und es waren keine Unterschiede zu erkennen. Nach diesem klasse Spiel hätten wir gewinnen können, fast müssen. So bin ich etwas enttäuscht, weil die anderen nicht mehr drauf hatten.“ Mit diesen Erkenntnissen geht Neustadt nun in die letzten zwei Saisonspiele und würde da am liebsten noch alle Punkte mitnehmen. Berthold betonte noch, dass sein Team sportlich nicht abgestiegen ist, muss nun aber warten, was in der Oberliga passiert. Jetzt folgt erst noch eine letzte vierwöchige Pause, ehe es am 14. April in Leipzig weiter geht. Die möglichen zwei Punkte aus Döbeln hätten gut getan und für den Saison-Countdown zusätzlich motiviert. So muss halt auf die zwei offenen Spiele gesetzt werden, die immerhin noch Rang neun bringen könnten.

HC Sachsen spielte mit: Wiekiera, Grünberger; S. Martin, Wiele (4), Eckhardt (1). A. Bräuer (1), Schumacher (3), S. Bein (2), Emmrich (5/5), Storm, Drews (5), Müller (1) und T. Bein (1).

Eberhard Neumann