21.12.2013Satirischer Nachruf auf den Weihnachtsmann

Am letzten Samstag fanden sich die feierwütigen HC Sachsen-Mitglieder zur Vereinsweihnachtsfeier in Moni´s Kantine zusammen. Bei gewohnt guter Versorgung mit Speis und Trank durch das Team von Monika Richter ließen die Handballer den Tag ausklingen, der mit dem 1. HCS-Männer-Generationen-Turnier und dem Sieg unserer Damen gegen die SG Seehausen auch sportlich bereits einige Höhepunkte bot. Keiner hätte jedoch damit gerechnet, dass den Anwesenden auch am Abend noch etwas geboten würde, was einer intensiveren Nachbetrachtung würdig sei. Und ich meine an dieser Stelle nicht das ausgelassene Konsumieren von gegorenem Traubensaft, Gebratenem und Gesottenem, sondern einen denkwürdigen Auftritt, der es durchaus verdient hätte, dass alle Mitglieder des Vereins mit ihrer Anwesenheit geglänzt hätten. An diesem Abend suchte nämlich der Weihnachtsmann die Feiernden heim. Nichts Besonderes bei einer Weihnachtsfeier werden jetzt alle Ferngebliebenen denken!

Doch!, werden alle, die in Moni´s Kantine waren, sagen. Ein anonym gebliebener Kleinkünstler legte nämlich einen Auftritt auf das Kantinenparkett, der bei genauer Analyse vor Anspielungen auf aktuelle Gegenwartsprobleme nur so strotzte. Für alle, die schon vor Beginn des Spektakels zu tief ins Glas geschaut hatten, soll diese Analyse hier nachgeliefert werden: Es begann bereits damit, dass der Weihnachtsmann von einer Darstellerin (also weiblich!) gegeben wurde. Welch famose Anspielung auf eine Politposse, die dem gemeinen Publikum erst am darauffolgenden Montag bekannt wurde. Dort durften wir erfahren, dass Ursel von der Laie Verteidigungsministerin werden wird. Rätselhaft bleibt nur, woher die unseren Weihnachtsmann spielende Aktrice diese brisante Information bereits am Samstag hatte. Gibt es hier tatsächlich Verbindungen zur NSA? Wir werden es wohl nie erfahren! Des Weiteren lohnte eine genaue Betrachtung der Kostümierung unseres Weihnachtsmannes: Zum einen trug er Pantoffeln, wie sie häufig aus besseren Hotels entwendet werden. Hat also selbst der heilige Mann alle Regeln von Sitte und Anstand vergessen und sich an fremdem Eigentum bedient? Das Beinkleid war offenkundig eine Hose aus Turnvater Jans Zeiten. Zum quietschgelben Smile-Shirt trug der der Weihnachtsmann einen ungewaschenen Labor-Kittel. Alles in allem ein Outfit, was man sonst nur Herren über 50 zutraut, die ganztägig auf die Fensterbank gelehnt Falschparker beobachten und dann denunzieren bzw. wie man es sonst nur bei Akteuren des Nachmittagprogramms der Privatsender findet.

Dieser Habitus sollte offenkundig die Botschaft transportieren, dass es auch dem Weihnachtsmann nicht mehr so gut geht wie in den oppulenten Jahren des Marschallplans. Passend dazu schnorrte der Heilige Mann jeden, der neben ihm auf dem Büßerbänkchen Platz nehmen durfte, um Geld an. Eine Verhaltensweise, die wir bisher nur aus Erzählungen über die Auswüchse des Feudalismus in einer fernen Welt kannten. Die globale und lokale Wirtschaftskrise war also auch schon beim Weihnachtsmann angekommen. Auch der (wahrscheinlich fantastisch geschauspielerte) Dialekt des Weihnachtsmannes, der bei deutschlandweiten Umfragen regelmäßig den letzten Platz belegte, trug zur Abrundung des Bildes vom Trash-Weihnachtmann bei. Das aufmerksame Publikum hat den versteckten Hilferuf sicher verstanden! Spendet also für den Weihnachtsmann und seine an diesem Abend abwesenden Engel. Damit aber nicht genug der versteckten Botschaften. Der Bärtige trug ein paar mit Plüschapplikationen versehene Handschellen bei sich, die man so jedenfalls bei der Polizei noch nicht gesehen hat. Passend dazu auf dem Kopf eine Mütze, deren Spitze sich, offenkundig elektrisch angetrieben, rhythmisch bewegte. Ein eindeutiger Hinweis auf eine Binsenweisheit aus der Werbebranche! Aber wollen wir unser Spitzenteam demnächst wirklich auf eine Weise vermarkten, wie andere Damenmannschaften es schon seit Jahren tun?


Ein weiterer Hinweis auf die prekäre Lage des Weihnachtsmannes war der (statt des traditionellen Leinensacks) mitgeführte Einkaufsbeutel eines bekannten schwedischen Möbelhauses. Eine Metapher für die gegenwärte Raff- und Ramschkultur. Hauptsache billig! Mit einer solchen Einstellung, so will uns die Künstlerin sicher sagen, lässt sich aber keine Qualität erzeugen. Wie beschrieben ausgerüstet pöbelte der Weihnachtsmann bisher unauffällig gebliebene Partygäste an. So musste sich unser Dominik für seine Marotte rechtfertigen, zur Steigerung seiner Torwartqualitäten permanent seine Beinkleider bis zum Knie hochzuziehen. Hoffnungsvolle weibliche Nachwuchstalente schalt der Weihnachtsmann ob ihrer übermäßigen Bescheidenheit. Nicht zuletzt engagierte sich der pöpelnde Laborkittelträger auch als Partnerschaftsvermittler für eine tanzende Schnitzel- und Wurstliebhaberin. Nur der frisch gewählte Vereinsboss kam einigermaßen glimpflich davon und wurde sogar reichlich beschenkt. Diese Wohltat geschah sicher in der Erwartung, dass die gesammelte Kohle wieder gewinnbringend in vereinsförderliche Aktivitäten investiert würde.
Wir können der Künstlerin versichern, dass ihre subtilen Botschaften angekommen sind und wir uns alle köstlich amüsierten über diesen ganz und gar nicht traditionell zu nennenden Auftritt eines Weichnachtsmanns.